Hans Brehme schreibt 1945 kurz nach Kriegsende aus Trossingen an einen Freund: „Vor allem ist der braune Spuk mal vorbei, darüber kann man wohl aufatmen. […] Wir machen hier auch tüchtig Musik; ich bin augenblicklich am Hochschulinstitut für Musikerziehung der Universität Heidelberg, Sitz Trossingen tätig unter einem sehr tüchtigen Direktor: Ernst-Lothar von Knorr“. 1943 wurden aufgrund der kriegsbedingten Notsituation Teile der Heidelberger, Frankfurter und Stuttgarter Musikhochschule nach Trossingen ausgelagert, so dass infolgedessen die beiden Komponisten Ernst-Lothar von Knorr (1896-1973), Professor für Kompositionslehre und stellvertretender Direktor der Staatlichen Hochschule für Musik in Frankfurt am Main, und Hans Brehme (1904-1957), Professor für Klavier, Kompostion und Partiturspiel an der Hochschule für Musik in Stuttgart, hier aufeinandertrafen. Trossingen war bekannt durch den Akkordeonbauer Ernst Hohner (1886-1965), der die nach Trossingen emigrierten Musiker tatkräftig unterstützte. Ihm zum Dank komponierten beide Komponisten Werke für das Akkordeon, die insgesamt auf die weitere Entwicklung dieses Instruments großen Einfluss hatten. Ernst-Lothar von Knorr war geprägt von der Jugendmusikbewegung der zwanziger Jahre, gemeinsam mit Hindemith baute er in Berlin 1925 die Volks- und Jugendmusikschule auf. Er war danach Lehrer für Militärmusik und Ausbilder für Militärmusiker an der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin, 1941 ging er an die Musikhochschule in Frankfurt am Main. Dort, bei den Bombenangriffen im März 1944, wurde der größte Teil seines bisherigen kompositorischen Schaffens vernichtet. Hans Brehme studierte an der Hochschule für Musik in Berlin Komposition und Klavier und beendete seine pianistische Ausbildung 1928 bei Wilhelm Kempff. Seit 1928 unterrichtete er an der Hochschule für Musik in Stuttgart Klavier, Komposition und Partiturspiel und machte sich als Pianist und Kammermusiker gleichermaßen einen Namen. Als Komponist entwickelte sich Brehme in einer von Johannes Brahms und Max Reger geprägten Musikrichtung, fand aber zu einem eigenständigen Stil, der sich harmonisch von der erweiterten Tonalität bis hin zur Zwölftontechnik entwickelte. Zu Beginn der CD steht Herbst-Elegie und Capriccio op. 57 von Hans Brehme. Sie ist als Auftragskompositionen für das Pflichtstück eines internationalen Wettbewerbs 1953 entstanden. Es folgt das 1956 komponierte dreisätzige Divertimento in F op. 59. Die Suite op. 40 ist Hans Brehmes erstes Akkordeonwerk von 1945 und liegt hier als Ersteinspielung vor. Ernst-Lothar von Knorr hat mit der Sonate in C (1949) die erste Sonate originär für das Akkordeon geschrieben. Wie die Suite von 1945 hat Ernst-Lothar von Knorr auch die Sonate Direktor Ernst Hohner gewidmet und beide sind hier erstmalig auf CD zu hören. Helmut C. Jacobs studierte beim Akkordeonisten Guido Wagner. Er war Preisträger bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Seit 1997 ist Helmut C. Jacobs Professor für Romanische Philologie/Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Die vorliegende CD ist die 6. Einspielung auf den Labels ES-DUR/Charade.